PROLOG

Unter einem winterlich dunklen Alaskahimmel erscholl das Heulen eines Wolfes klar und majestätisch in die Nacht. Es war ein lang gezogener Laut voll reiner, wilder Schönheit, der durch die dichten Fichten der Nordwälder drang und die zerklüfteten, schneebedeckten Felswände an den eisigen Ufern des Koyukuk River hinaufstieg. Als der Wolf seinen eindringlichen Ruf erneut erhob, erscholl misstönendes, johlendes Gelächter, und dann heulte eine betrunkene Stimme über die Flammen eines kleinen Lagerfeuers eine Antwort.

„Au-au-auuuu! Auuuuu!“ Einer der drei Jungs der Gruppe, die in dieser Nacht zu dem abgelegenen Plätzchen herausgefahren war, hielt sich seine dicken Handschuhe an den Mund und jaulte dem Wolf, der daraufhin in der Ferne verstummt war, eine weitere ohrenbetäubende Antwort zu. „Habt ihr das gehört? Wir quatschen miteinander.“ Er nahm seinem Nebenmann die Whiskeyflasche ab, die in der kleinen Gruppe herumging. „Hab ich dir schon erzählt, dass ich mit Wölfen reden kann, Annabeth?“

Aus der tiefen Kapuze des Mädchens auf der anderen Seite des Lagerfeuers drang mit einer Wolke Atemluft ein leises Lachen. „Klang mir eher nach abgestochener Sau.“

„Oh, das sind harte Worte, Süße.“ Er nahm einen Schluck Jack Daniel's und reichte die Flasche an den Nächsten weiter. „Dabei bin ich so begabt. Ich rede nicht bloß mit Wölfen, ich bin auch ein Wolf im Bett. Sollte ich dir gelegentlich mal vorführen.“

„Ein Arschloch bist du, Chad Bishop.“

Sie hatte recht, aber ihrem Tonfall nach meinte sie es nicht ernst. Wieder lachte sie, ein warmes, flirtendes, weibliches Lachen, von dem es zwischen Teddys Beinen eng und heiß wurde. Er rutschte auf dem kalten Felsen, den er sich als Sitzplatz ausgesucht hatte, herum, damit nur niemand seinen Ständer bemerkte. Da verkündete Chad, dass er pinkeln müsste, und Annabeth und das andere Mädchen begannen, sich miteinander zu unterhalten.

Von rechts bohrte sich ein spitzer Ellbogen in Teddys Rippen. „Willst du die ganze Nacht nur dasitzen und sabbern? Los, du Lusche, jetzt geh schon und quatsch sie an, um Himmels willen.“

Teddy sah den hochgewachsenen, dünnen Typen, der neben ihm auf dem Felsen saß, an und schüttelte den Kopf.

„Komm schon, sei nicht so ein Hosenscheißer. Du willst es doch. Und sie beißt dich schon nicht. Das heißt, nur wenn du willst.“ Skeeter Arnold war derjenige gewesen, der Teddy auf diese Party mitgenommen hatte. Er hatte auch den Whiskey besorgt, etwas, was Teddy mit seinen neunzehn Jahren bisher nur einmal im Leben probiert hatte.

Alkohol war im Haus seines Vaters verboten - und auch in der ganzen Ansiedlung von sechs Personen, in der er lebte. Heute Nacht hatte Teddy die Flasche schon über zehnmal an die Lippen geführt. Er sah nicht ein, warum ihm das schaden sollte. Tatsächlich machte der Whiskey ihn warm und entspannt, ein gutes Gefühl. Er kam sich erwachsen vor, wie ein Mann.

Ein Mann, der jetzt nur eins wollte: aufstehen und Annabeth Jablonsky sagen, was er für sie empfand.

Skeeter reichte Teddy die Flasche, sie war fast leer, und sah ihm zu, wie er den letzten Schluck trank. „Ich glaube, ich hab noch was anderes, was du mögen wirst, mein Alter.“ Er zog seine Handschuhe aus und griff in die Tasche seines Parkas.

Teddy war nicht sicher, was Skeeter sonst noch dabeihatte, und   

momentan war es ihm auch egal. Er war völlig gebannt von Annabeth, die jetzt die Kapuze abgenommen hatte, um ihrer Freundin ihre neuen Piercings zu zeigen, die sich den ganzen Rand ihrer zarten Ohrmuschel hinaufzogen. Ihr Haar war polarweiß gefärbt, bis auf eine Strähne in hellem Pink, aber Teddy erinnerte sich, dass sie eigentlich brünett war. Das wusste er, weil er sie letzten Frühling in einem Stripclub in Fairbanks gesehen hatte, wo Annabeth Jablonsky als Amber Joy auftrat. Bei dem Gedanken wurden Teddys Wangen hochrot, und sein Ständer ließ sich jetzt auch nicht länger ignorieren.

„Hier“, sagte Skeeter und hielt ihm etwas hin, eine willkommene Ablenkung, als Annabeth und ihre Freundin vom Lagerfeuer aufstanden und zum Ufer des zugefrorenen Flusses hinuntergingen. „Zieh mal, mein Alter.“

Teddy nahm die kleine Metallpfeife und hielt sich den glimmenden Kopf unter die Nase. Ein helles, kalkiges Körnchen brannte darin, und ein unangenehmer chemischer Gestank wand sich seine Nasenlöcher hinauf. Er zog eine Grimasse und warf Skeeter einen skeptischen Blick zu. „W-w-was ist das?“

Skeeter grinste, seine schmalen Lippen entblößten seine schiefen Zähne. „Nur eine kleine Portion Mut. Na los, zieh mal. Das wirst du mögen.“

Teddy hielt sich die Pfeife an den Mund und sog den bittersüßen Rauch ein. Er musste kaum husten, also atmete er aus und nahm einen weiteren Zug.

„Gut, was?“ Skeeter sah ihm zu, wie er noch mal zog, dann streckte er die Hand aus, um ihm die Pfeife wieder abzunehmen. „Nur mal langsam, Alter, lass uns auch noch was übrig. Weißt du, ich kann dir noch mehr davon besorgen, wenn du willst - und auch Alk. Wenn du die Kohle hast, kann ich dir jeden Stoff besorgen, den du willst. Wenn du was brauchst, weißt du, zu wem du kommst, was?“

Teddy nickte. Sogar in den entlegensten Ecken des Buschlandes wussten die Leute, dass Skeeter Arnold dealte. Teddys Vater hasste ihn. Er hatte Teddy verboten, mit ihm rumzuhängen, und wenn er erfuhr, dass Teddy sich davongeschlichen hatte - und das ausgerechnet heute Nacht, wo sie doch morgen früh eine Warenlieferung erwarteten -, würde er Teddy einen gewaltigen Tritt in den Arsch versetzen.

„Nimm sie“, sagte Skeeter jetzt und hielt Teddy die Pfeife hin. „Geh sie den Ladies anbieten, mit schönem Gruß von mir.“

Teddy starrte ihn an. „Du meinst, ich s-soll sie Annabeth b-bringen?“

„Nein, Idiot, ihrer Mama.“

Teddy lachte nervös über seine Unbeholfenheit. Skeeters Lächeln wurde breiter, sodass er mit seinem schmalen Gesicht und der langen, dünnen Hakennase noch insektenartiger wirkte als sonst.

„Sag nicht, dass ich dir nie einen Gefallen tue“, sagte Skeeter, als Teddy die warme Pfeife nahm und zu Annabeth und ihrer Freundin hinübersah, die am Ufer des zugefrorenen Flusses standen und sich unterhielten.

Er hatte doch eine Gelegenheit gesucht, um sie anzuquatschen, oder nicht?

Diese Chance war so gut wie jede andere. Vielleicht die beste, die er je bekommen würde.

Skeeters leises Kichern folgte Teddy, als er auf die Mädchen zuging. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich uneben an. Seine Beine waren wie Gummi, er hatte sie nicht ganz unter Kontrolle. Aber innerlich flog er, spürte das Hämmern seines Herzens und wie das Blut durch seine Adern rauschte.

Die beiden Mädchen hörten ihn kommen, als unter seinen Füßen Eis und Steine knirschten. Sie sahen sich nach ihm um, und Teddy starrte das Objekt seiner Sehnsucht an und kämpfte um die richtigen Worte, um sie zu gewinnen.

Er musste eine ganze Weile so dagestanden und sie angestarrt haben, denn beide fingen zu kichern an.

„Was ist los?“ Annabeth sah ihn fragend an. „Teddy, stimmt's? Ich hab dich schon ein paarmal gesehen. Gehst du manchmal zu Pete's Kneipe unten in Harmony?“

Er schüttelte lahm den Kopf, schaffte kaum, zu verarbeiten, was sie eben gesagt hatte: dass er ihr vor heute Nacht tatsächlich schon mal aufgefallen war.

„Du solltest mal vorbeischauen, Teddy“, fügte sie fröhlich hinzu. „Wenn ich an der Bar bin, frag ich nicht nach deinem Ausweis.“ Der Klang ihrer Stimme, die seinen Namen sagte, machte ihn völlig fassungslos. Sie lächelte ihn an und enthüllte ihre leicht überstehenden Schneidezähne, die Teddy absolut anbetungswürdig fand.

„Ah, hier.“ Er warf ihr die Pfeife zu und trat einen Schritt zurück. Er wollte etwas Cooles sagen. Irgendwas, damit sie ihn irgendwie anders wahrnahm als einen hinterwäldlerischen Inuitjungen, der vom wirklichen Leben keinen blassen Schimmer hatte. Er kannte sich aus, wusste eine Menge. Zum Beispiel, dass Annabeth ein gutes Herz hatte, dass sie in ihrem tiefsten Innern ein nettes, anständiges Mädchen war. Das spürte er und hätte sein Leben drauf verwettet. Sie war besser als ihr Ruf, besser als diese Loser, mit denen sie heute Abend hier abhing. Wahrscheinlich besser als Teddy selbst.

Sie war ein Engel. Ein reiner und wunderbarer Engel, und sie brauchte nur jemanden, der sie daran erinnerte.

„Na dann, danke“, sagte sie jetzt und nahm einen schnellen Zug aus der Pfeife.

Sie gab sie an ihre Freundin weiter, und die beiden wandten sich wieder von Teddy ab.

„Warte“, stieß Teddy hervor und holte hastig Atem, als sie innehielt und ihn wieder ansah. „Ich, äh, ich wollte dir sagen, dass ... ich finde dich wunderschön.“

Ihre Freundin unterdrückte ein Lachen hinter ihrem Handschuh. Aber nicht Annabeth. Sie lachte nicht und starrte ihn schweigend an, blinzelte nicht einmal. Ein weicher Ausdruck glänzte in ihren Augen - vielleicht Verwirrung.

Ihre Freundin schnaubte jetzt verächtlich, aber Annabeth hörte ihm immer noch zu, ohne sich über ihn lustig zu machen.

„Ich finde, du bist das tollste Mädchen, das ich je gesehen habe. Du bist ... du bist Wahnsinn. Das ist mein Ernst. Du bist der totale Wahnsinn.“

Scheiße, er wiederholte sich, aber das war ihm egal. Der Klang seiner eigenen Stimme ohne das Stottern, das ihm das Reden sonst so verhasst machte, schockierte ihn. Er schluckte und holte Atem, um Mut zu schöpfen. Jetzt war er bereit, ihr alles zu sagen - alles, was er gedacht hatte, seit er sie auf der schummrig erleuchteten, heruntergekommenen Bühne in der Stadt hatte tanzen sehen. „Ich finde, du bist perfekt, Annabeth. Du verdienst es, respektiert und ... geliebt zu werden, weißt du? Du bist was Besonderes. Du bist ein Engel, und du hast es verdient, dass man dich respektiert und anständig behandelt. Du verdienst einen Mann, der sich um dich kümmert, dich beschützt und ... liebt ...“

Die Luft neben Teddy regte sich und brachte den Gestank von Whiskey und Chad Bishops penetrantem Aftershave. „K-k-küss mich, Amber Joy. B-b-bitte!

Lass mich deine g-geilen T-t-titten begrabschen!“

Teddy wich schlagartig alles Blut aus dem Kopf. Chad schlenderte zu Annabeth hinüber und legte ihr besitzergreifend den Arm um die Schulter.

Seine Demütigung wuchs ins Unermessliche, als er zusehen musste, wie Chad Annabeth die Zunge in den Hals rammte - und sie den nassen Zungenkuss über sich ergehen ließ, obwohl sie alles andere als begeistert wirkte.

Als Chad sie endlich losließ, sah Annabeth Teddy an, dann H

stieß sie Chad leicht gegen die Brust. „Du bist echt behindert, weißt du das?“

„Und du bist so verdammt scharf, du m-m-machst meinen Sch-Schwanz ...“

„Halts Maul!“ Die Worte waren Teddys Mund entwichen, bevor er sie zurückhalten konnte. „H-halt dein v-verdammtes Maul. Rede n-nicht so m-mit ihr.“

Chads Augen wurden schmal. „Ich weiß, dass du nicht mit mir redest, Arschloch. S-s-sag mir, dass du nicht dastehst und mich darum b-b-bittest, dass ich dir deine jämmerliche F-Fresse poliere, T-T-Teddy T-T-Toms.“

Als er Anstalten machte, sich auf Teddy zu stürzen, stellte Annabeth sich vor ihn. „Lass den armen Jungen in Ruhe. Er kann doch nichts dafür, dass er so redet.“

Am liebsten wäre Teddy im Erdboden versunken. All das Selbstbewusstsein, das er noch vor einer Minute empfunden hatte, verpuffte unter Chad Bishops Spott und Annabeths verletzendem Mitleid. Jetzt hörte er, dass Skeeter und Annabeths Freundin sich auf Chads Seite schlugen, sie lachten ihn alle aus.

Alle machten sie sich über sein Stottern lustig, ihre Stimmen übertönten einander, klangen ihm schrill in den Ohren.

Teddy drehte sich um und rannte los. Er sprang auf sein Schneemobil und riss den Anlasser herum. In der Sekunde, als der alte Motor zum Leben erwachte, gab Teddy Gas. Er raste los, fort von der Gruppe. Ihm war ganz elend, und wütend war er auch.

Er hätte nie mit Skeeter herkommen sollen. Er hätte diesen Whiskey nicht trinken und den Stoff in Skeeters Pfeife nicht rauchen sollen. Er hätte auf seinen Vater hören und zu Hause bleiben sollen.

Seine Reue wuchs mit den Meilen, die er hinter sich ließ, und je mehr er sich seinem Zuhause näherte. Etwa hundert Meter vor der dicht gedrängten Ansammlung grober, handgebauter Blockhütten, in denen seine Familie schon seit Generationen lebte, wichen Teddys Wut und Demütigung einem Knoten kalter Angst. Sein Vater war noch wach.

Eine Lampe brannte im Wohnzimmer, ihr Schein hinter dem Vorhang strahlte wie ein Suchscheinwerfer in die Dunkelheit hinaus. Wenn sein Vater noch wach war, wusste er, dass Teddy nicht zu Hause war. Und sobald Teddy ins Haus kam, würde sein Vater merken, dass er geraucht und getrunken hatte.

Was bedeutete, dass Teddy tief in der Scheiße steckte.

„V-v-verdammt“, murmelte Teddy, schaltete den Scheinwerfer des Schneemobils aus, lenkte es vom Zufahrtsweg und stellte den Motor aus. Er stieg ab und stand eine Minute nur da, starrte zum Haus hinüber und wartete, dass seine Gummibeine sich wieder an sein Gewicht gewöhnten.

Aus dem Ärger, der ihn erwartete, konnte er sich nicht herausreden. Trotzdem versuchte er, sich eine vernünftige Entschuldigung zurechtzulegen, wo er in den letzten paar Stunden gewesen war und was er getan hatte. Eigentlich war er doch ein erwachsener Mann. Natürlich hatte er die Verantwortung, seinem Vater zu helfen, so gut er konnte, aber das bedeutete nicht, dass er außerhalb der Ansiedlung nicht seine eigenen Wege gehen konnte. Wenn sein Vater ihm deswegen gleich die Hölle heiß machte, brauchte Teddy sich das nicht mehr bieten zu lassen.

Aber als er sich dem Haus näherte, begann sein Mut ihn doch zu verlassen.

Obwohl er vorsichtig auftrat, knirschte jeder Schritt laut im Schnee, noch lauter in der absoluten Stille, die in der Luft hing. Die Kälte kroch ihm in den Kragen seines Anoraks. Er zitterte sowieso schon, aber jetzt lief es ihm eiskalt über den Rücken. Ein heftiger Windstoß fegte zwischen den Hütten hindurch, und als der eisige Wind ihn mit voller Kraft ins Gesicht traf, spürte Teddy ein so tiefes Grauen, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.

Er blieb stehen und sah sich um. Nur mondheller Schnee und die dunkle Silhouette des Waldes. Teddy ging weiter, vorbei am Laden seines Vaters, der die Familie und die paar anderen Leute versorgte, die in der Gegend verstreut wohnten, und spähte nach vorn, versuchte festzustellen, ob er sich unbemerkt ins Haus schleichen konnte. Sein keuchender Atem war das einzige Geräusch, das er hören konnte.

Alles schien so ruhig. So unnatürlich leblos und still.

Und dann blieb Teddy stehen und sah auf seine Füße hinunter. Der Schnee unter seinen Stiefeln war nicht mehr weiß, sondern dunkel - im Mondlicht fast schwarz, ein riesiger, schrecklicher Fleck. Es war Blut. Mehr Blut, als Teddy je gesehen hatte.

Ein paar Meter weiter war noch mehr. So viel Blut.

Und dann sah er den Toten.

Rechts von ihm, nahe am Waldrand. Erkannte diesen riesigen Körper. Kannte die massigen Schultern unter dem zerfetzten Thermounterhemd, das dunkel war, von Blut.

„Dad!“ Teddy rannte zu seinem Vater hinüber und kniete sich neben ihn. Aber für seinen Vater kam jede Hilfe zu spät. Er war tot, sein Hals und seine Brust waren völlig zerfetzt. „Oh nein! Dad! Oh Gott, nein!“

Die Kehle zugeschnürt vor Entsetzen und Kummer, stand Teddy auf, um seinen Onkel und seine beiden älteren Cousins zu suchen. Wie war es möglich, dass sie nicht bemerkt hatten, was hier passiert war? Wie konnte es sein, dass sein Vater angegriffen wurde und im Schnee verblutete?

„Hilfe!“, schrie Teddy mit wunder Kehle. Er rannte zur nächsten Hütte und hämmerte gegen den Türpfosten, rief nach seinem Onkel, um ihn zu wecken.

Nichts als Stille antwortete ihm. Stille in der ganzen Ansammlung von Blockhütten und Schuppen, die sich auf dieser winzigen Parzelle zusammendrängten. „Hallo! So kommt doch raus und helft mir, b-b-bitte!“

Tränenblind hob Teddy die Faust, um wieder an die Tür zu hämmern, aber er erstarrte mitten in der Bewegung. Die Tür öffnete sich langsam. Und direkt dahinter lag sein Onkel, genauso zugerichtet und blutüberströmt wie sein Vater. Teddy spähte in das dunkle Haus und sah die leblosen Gestalten seiner Tante und Cousins.

Sie rührten sich nicht. Auch sie waren ermordet worden. Alle, die er kannte - alle, die er liebte, waren tot. Was zur Hölle war hier passiert?

Wer - oder was - in Gottes Namen konnte das getan haben?

Langsam ging er in die Mitte der Ansiedlung zurück, benommen und ungläubig. Das konnte nicht sein. Das konnte doch einfach nicht sein. Einen Sekundenbruchteil lang fragte er sich, ob er halluzinierte von dem Stoff, den Skeeter ihm zum Rauchen gegeben hatte. Vielleicht war das alles gar nicht real. Vielleicht hatte er einfach einen Trip, und alles, was er sah, war gar nicht real.

Es war eine verzweifelte, flüchtige Hoffnung. Denn das Blut war real. Ihm drehte sich fast der Magen um von dem schweren Blutgeruch, der sich in seinen Nasenlöchern und seinem Rachen festsetzte wie dickflüssiges Öl. All diese Toten um ihn herum waren tatsächlich da.

Teddy sank im Schnee auf die Knie. Er schluchzte auf, von Schock und Trauer überwältigt. Er heulte und schlug in seiner Verzweiflung auf den gefrorenen Boden ein.

Er hörte die Schritte nicht kommen. Sie waren zu leichtfüßig, verstohlen wie die einer Katze. Aber im nächsten Augenblick wusste Teddy, dass er nicht allein war.

Und noch bevor er den Kopf wandte und in den brennenden Schein der wilden Raubtieraugen sah, wusste er, dass er kurz davorstand, seiner Familie in den Tod zu folgen.

Teddy Toms schrie, aber sein Schrei verließ seine Kehle nie.

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
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